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Sorgenfrei arbeiten

Das alljährliche Sorgenbarometer zeigt diesmal an, dass sich Herr und Frau Schweizer am meisten um ihren Arbeitsplatz sorgen. Eigentlich ist das eine ganz nahe liegende Top-Sorge: Arbeit kann einen erfüllen und Sinn machen. Man hat das Gefühl: Ich werde gebraucht. Dann ist der Spitzenplatz auch deshalb verständlich, weil Arbeit immer auch finanzielles Einkommen bedeutet. Der Wohlstand und ist uns ein legitimes und auch äusserst wichtiges Anliegen. Trotzdem bin ich von unserer Spitzensorge um den Arbeitsplatz etwas überrascht: Die Wirtschaft wächst - mit einer berühmten Ausnahme - und die Arbeitslosigkeit sinkt nach wie vor. Was macht uns also die Arbeit gerade jetzt so zentral wichtig? Offensichtlich scheinen auch für uns Schweizer globale Ereignisse zu weit weg, so dass die Sorge ums Klima oder die Angst vor Terror nicht zu oberst aufs Podest kommen. Wie sagt man so schön? Das Hemd ist uns näher als der Mantel. Ich wage nun doch noch eine kritische Interpretation: Ist die Sorge um ein

Wieder geboren?

Im Schutze der Dunkelheit, mitten in der Nacht kommt ein hoher Gelehrter der jüdischen Elite zu Jesus und sucht mit ihm das Gespräch. Jesus hatte diese Elite wiederholt wegen ihrer Heuchelei und Doppelzüngigkeit scharf kritisiert. Offenbar kommt dieser Pharisäer nicht in aller Öffentlichkeit, weil es in seinem Umfeld ein Tabu war, sich auf diesen seltsamen Wanderprediger einzulassen. Jesus selber ist bereit zum Gespräch. Für ihn spielt auch in diesem Fall die Herkunft der Person keine Rolle. Jesus fordert den grossen Theologen mit den Worten heraus: "Wer nicht neu geboren wird, kann nicht in Gottes neue Welt kommen." Nikodemus, so heisst der interessierte Mann, reagiert verwirrt. Was bedeutet das, wieder geboren werden? Jesus erklärt darauf, dass diese Aussage geistlich zu verstehen sei. "Wer durch Gottes Geist geboren wird, erhält neues Leben." Er macht dann deutlich, dass diese geistliche Wiedergeburt mit seinem bevorstehenden Tod am Kreuz zu tun hat: Jeder der de

Evolution und Euthanasie

In der Schweiz wird nun sterbewilligen Menschen auf dem Parkplatz geholfen, sich zu töten. Dignitas schreckt auch nicht davor zurück psychisch Kranken beim Suizid zu helfen. Seit längerem fordern liberale Politiker gemäss holländischem und belgischem Vorbild sogar aktive Sterbehilfe, also Tötung auf Verlangen. Das sind Tatsachen und Forderungen, die vor wenigen Jahren im christlichen Abendland noch unvorstellbar waren. Wundern müssen wir uns jedoch ob solcher Forderungen nicht. Wer in der Schule lernt: Der Mensch ist ein hochentwickeltes Tier, das zufällig und durch Überleben der Fähigsten und Aussterben der Schwachen entstanden ist, der wird Menschenwürde bald einmal nur noch mit Gesundheit, leistungsfähigkeit und Effizienz gleichsetzen. Wem im Studium vermittelt wurde: Der Homo Sapiens musste Millionen von Jahren warten, bis er aus Zufall der Ursuppe entsteigen konnte, der wird die Menschen in die Suppe zurückjagen, welche dem Geldbeutel und der Geduld der Gesellschaf

nicht politisch?

Ich wurde angewiesen, in dieser Kolumne (Sonntagsblatt Berner Oberländer) nicht politisch zu schreiben. Wenn man das überhaupt jemals schaffen sollte, heute schaffe ich es bestimmt nicht. Denn am 21. Oktober sind Wahlen; das ist ja fast nicht zu übersehen. Wenn ich nun darauf eingehe, beruhigt mich ein Zitat von Max Frisch: „Wer sich nicht mit Politik befasst, hat die politische Parteinahme, die er sich ersparen wollte, bereits vollzogen: Er dient der herrschenden Partei.“ Eigentlich verstehe ich sehr gut, dass ein Sonntagsblatt nicht parteipolitisch ausgenutzt werden sollte, und ich werde es vermeiden dies zu tun; wie ich das auch von der Kanzel unterlasse. Wenn ich aber nun politisch werde, dann mit der Überzeugung, dass es jeder Christ, ja jeder Bürger an dieser Stelle tun sollte. Sie haben es erraten: Wer nicht wählt, nimmt seine Mitverantwortung als Mensch für diese Gesellschaft nicht wahr. Und da liebe Mitchristinnen und Mitchristen gilt für einmal kein Pardon. Denn wer in den

1. August in Unterlangenegg BE

Die Schweiz – beschenkt mit einem wertvollen Land Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Gäste Unterlangenegg ist mir sympathisch. Nicht einfach, weil ich heute eingeladen wurde. Unterlangenegg ist eine sehr ausgewogene Gemeinde; jedenfalls was die Geschlechter angeht: Von den 912 Einwohnern bei der letzten Zählung (2006) waren nämlich genau 456 Männer und 456 Frauen. Ich weiss nicht, wie Sie das geschafft haben. Jedenfalls gefallen mir ausgewogene Menschen und ausgewogene Gemeinden, auch wenn Sie hier wahrscheinlich nicht viel Schuld an dem Zustand tragen. Aber haben Sie gewusst, dass Unterlangenegg eine Bevölkerungsentwicklung hat, die im Sinken begriffen ist? Fünf Jahre zuvor hatte Unterlangenegg noch 940 Einwohner. Seither geht es kontinuierlich bergab. Und jetzt könnte ich an unserem Nationalfeiertag weiterfahren mit Schlagzeilen, die bergab führen. Ich könnte über die Probleme der Sozialversicherungen reden, über deren Missbrauch, wie jüngst wieder bekannt wurde. Ich könnte üb

offizielles Wahlkampfbild 2007

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Verkehrte Welt

In Wales erkrankt ein Bulle an Tuberkulose und soll getötet werden, weil er sonst andere Tiere oder auch Menschen anstecken könnte. Es handelt sich nicht um irgendeinen „Munni“. Der Stier gehört einem hinduistischen Kloster und gilt als heiliges Tier, da er den Bullen des Gottes Shiva repräsentieren soll. Verständlich, dass sich die Mönche wehren. Der Anwalt des Klosters sieht in der Tötung des Stieres einen Verstoss gegen die Menschenrechte: die Meinungs- und Religionsfreiheit würden verletzt. Das Oberste Gericht in Cardiff hat nun dem Anwalt insofern Recht gegeben, als das Tier vorerst noch einmal untersucht werden muss und überprüft werden soll, ob wirklich eine Gefahr vom kranken Tier ausgehe. Was sich in unseren Tagen in Westeuropa abspielt kommt mir wie eine verkehrte Welt vor. Da wird um ein Tierleben gekämpft, indem 20'000 Unterschriften gesammelt werden, während allein in der Schweiz an jedem Arbeitstag (!) so viele ungeborene Kinder abgetrieben werden, dass diese zwei S

Suizid oder weiter leben

Vor einigen Jahren erlaubte ich mir, in einem Leserbrief die Praxis der so genannten Sterbehilfeorganisationen kritisch zu kommentieren. Ich schrieb, dass es skandalös sei, wenn nun sogar psychisch-kranken Menschen der Todesbecher angesetzt würde. Es dauerte nicht lange, und ich erhielt Post vom Leiter von „Dignitas“. Darin schob er mir die Verantwortung für etliche Selbsttötungen zu, weil meine Haltung, darin etwas Falsches zu sehen, Menschen geradezu in den Suizid treiben würde. Fördert denn eine ablehnende Haltung tatsächlich den Suizid bei gefährdeten Personen? Ich denke nicht. Allerdings sehe ich die Gefahr, dass solche Themen wie der Suizid allzu oft tabuisiert werden. Gerade wenn ich diesen Weg aus dem Leben zu gehen nicht als Option anbiete, sollte ich trotzdem explizit über die Möglichkeit reden. Es totzuschweigen ist bestimmt problematisch und kontraproduktiv. Viel wichtiger aber scheint mir das Gespräch über die Probleme und Schwierigkeiten, welche einen Menschen zu diesem A

Steuern erklären vieles

Die Saison der Steuererklärung geht in zwei Wochen zu Ende. Für mich ist diese Zeit nicht so stressbeladen wie für andere. Ich jongliere gerne mit Zahlen, und meine Steuererklärung ist einfach. Welchen Zugang wir auch immer zur Steuererklärung haben, sie zeigt uns: Wie gehst du mit Geld um? Wie viel hast du verdient? Wie viel hast du ausgegeben? Wie viel hast du weitergegeben? Bei all diesen Fragen kommt zum Ausdruck, welchen Stellenwert die Finanzen in meinem Leben spielen. Gerade die Steuererklärung trägt das Potenzial in sich, uns auch Sorgen zu bereiten: Werde ich viele Steuern bezahlen müssen? Habe ich an alle Abzüge gedacht? Wie könnte ich es anstellen, dass ich noch weniger an den Staat abgeben muss? Stattdessen könnten wir die Sache mit Gelassenheit angehen. Ein christlicher Unternehmer hat mich einmal mit folgender Aussage beeindruckt: „Ich bin stolz auf einen hohen Steuerbetrag, das zeigt mir, dass wir gut gearbeitet haben und dass Gott uns viel Gelingen geschenkt hat. Es i