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Es werden Posts vom Juni, 2010 angezeigt.

Gib mehr als du nimmst!

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Ein Berufskollege steht auf dem Friedhof und hält die Grabrede. Um ihn herum ist einzig der Sarg mit dem Toten und die Bestatter. Die Grabrede hält er zu sich selber. Es herrscht gähnende Leere. Eine sonderbare Situation, weshalb kam niemand zur Trauerfeier? In Gesprächen mit Angehörigen findet der Pfarrer heraus, dass der Tote ein Mensch war, der fast ausschliesslich auf seine eigenen Bedürfnisse bedacht war und der, je älter er wurde, umso verbitterter gewesen war. So wie er gelebt hatte, war er auch gestorben: alleine mit sich selber. Bei einer anderen Beerdigung platzte die Kapelle aus allen Nähten, und man trat ratlos an den Pfarrer heran, was man mit den vielen weiteren Trauergästen nun tun solle. Auch am Grab war schlicht zu wenig Platz für alle, die von dem Verstorbenen Abschied nehmen wollten. Was war hier anders? Rückblickend auf das Leben der Person konnte man feststellen: All die Menschen waren nicht erschienen, weil der Verstorbene viel von der Welt nehmen wollte, sondern

Ein alter Zopf?

In den letzten zehn Jahren wurde das Anliegen der Diakonie und der sozialen Verantwortung in der evangelikalen Kirchenlandschaft immer wieder zum Thema gemacht und gefördert. Und dies zu Recht! Nach wie vor leben zu viele Christen mit einer dualen Weltsicht: Wir sind die gesandten Evangelisten und machen Heiden zu Christen. Das ist unser wichtigster Dienst in dieser Welt. Die anderen, die säkularisierten und areligiösen Zeitgenossen können sich um die irdischen Dinge kümmern: um Sozialarbeit, Bildung und generell um das Gemeinwohl in öffentlichen Ämtern. Dass mit der Trennung und Priorisierung dieser beiden Aufträge je länger desto mehr Schluss gemacht wird, ist höchste Zeit. Dass jedoch erst in relativ junger Vergangenheit die Mission Jesu wieder ganzheitlicher gesehen wird, überrascht mich. Denn seit meinem Geburtsjahr ist mit der «Lausanner Verpflichtung» vor 36 Jahren auch für die weltweite «evangelische Gemeinde» festgehalten: «Missachtung der Menschenwürde, Ausbeutung und die wel

Mein Tagebuch

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Seit etwa sieben Jahren führe ich ein Tagebuch. Genau genommen ist es kein Tagebuch, ich schreibe da nämlich nicht täglich hinein. Ich schreibe am Morgen dann und wann mal meine Gedanken hinein. Es kann vorkommen, dass dies einige Tage hintereinander geschieht. Es kam aber auch schon vor, dass ich einen Monat lang keinen Eintrag machte. Das Tagebuch ist für mich eigentlich ein Gebetsbuch. Es sind meine Gedanken an Gott, meine Gefühle, die ich vor Ihm in Worten ausdrücken will. Ich versuche Erfahrungen aufzuschreiben, die mich dankbar machen. Ich notiere Erlebnisse, wo ich Gottes Eingreifen erlebt habe. Und ich schreibe Sorgen, Fragen und Nöte auf, die mich umtreiben. Auf dem Buchdeckel habe ich geschrieben: «Wenn du Gott bist, bitte öffnen!» Ich denke, dass bisher niemand, mein Zwiegespräch mit Gott mitverfolgt oder gelesen hat. Weshalb schreibe ich denn alles auf? Im Grunde genommen ist es eine durch und durch selbstbezogene Sache, die mir selber gut tut. Beim Schreiben komme ich zur